Freitag, 9. April 2010

LASST SIE LEBEN

Schon wenige Tage nach Erscheinen der Ausgabe 1-2010 erreichten uns etliche Leserstimmen. Darunter einige zu unserem Hai-Special, die ihr Bedauern darüber ausdrückten, dass in diesem Artikel so viele tote Fische abgebildet seien, was man vom GLOBAL ANGLER nicht gewohnt ist. Nun, schon als wir beschlossen, einen Beitrag über Haie zu verfassen, war uns klar, dass wir uns einem polarisierend wirkenden Thema stellen. Aber gerade deshalb hielten und halten wir es auch weiterhin für wichtig, auch solche Themen im GLOBAL ANGLER zu behandeln. Wer nicht nur die Fotos im Heft anschaut, sondern auch die Texte aufmerksam studiert, weiß, was wir damit meinen. Wenn wir mit unserem Artikel ein wenig dazu beitragen können, dass künftig weniger von Sportanglern gefangene Haie "verangelt" werden oder gar "am Galgen" enden, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Bei der Bildauswahl haben wir besonderen Wert darauf gelegt, Ihnen ästhetische Fotos von den faszinierenden Meeresräubern zu zeigen. Die Bilder, soweit nicht aus unseren eigenen Kameras, stammen ausnahmslos von Anglern, Guides und Kapitänen, die auch beim Haiangeln der Kreatur respektvoll und verantwortungsbewusst begegnen. Nur wenige von ihnen entnehmen dann und wann einen Hai zum Verzehr. So zeigen auch nur die Fotos der vom Kajak gefangenen Lachshaie auf S. 77 und eines der beiden Blacktip-Fotos auf S. 84 tote Fische. Die Haie auf den anderen Bildern wurden lebendig fotografiert.
Einige Leser dachten auch, dass die auf den Strand gezogenen bzw. an Bord geholten Haie tot oder zumindest verletzt gewesen sein müssten, weil man sie anderenfalls nicht hätte aus dem Wasser holen können. Wer jedoch Erfahrung im Händeln solcher Großfische hat, weiß, dass dies sehr wohl möglich ist, ohne den Fisch zu verletzen oder gar töten zu müssen. Man denke nur an Fotos beispielsweise von Segelfischen, die für ein Foto über den Transom gehoben und dann wieder releast werden. Wer die Fotos im Heft genau inspiziert, wird feststellen, dass weder Gaffspuren noch Blutlachen zu finden sind.
Haie überstehen wegen ihrer ungemein robusten Haut problemlos einen kurzen Aufenthalt auf dem Sandstrand. Ich habe oft Haie in den Bahamas dabei beobachtet, wie sie - auch ohne jede  menschliche Beteiligung - kurze Strandgänge machten. Sie trieben Kleinfische gegen eine Sandbank. Die Kleinfische versuchten, der Bedrohung durch Luftsprünge zu entkommen und landeten im Trockenen auf der Sandbank. Die Haie nahmen Anlauf, schwammen und robbten ihrer Beute nach, sammelten sie an Land ein und bugsierten sich schlängelnd und robbend zurück ins Wasser. Dieses Schauspiel wurde immer wieder an der selben Stelle bei gleichem Gezeitenstand geboten. Dort enstand auch das obige Foto von mir und einem Zitronenhai, der einen kurzen - aber diesmal zugegebener Maßen unfreiwilligen - Strandgang machte.
Stellt sich vielleicht abschließend die Frage, warum man einen nicht zum Verzehr bestimmten Hai überhaupt aus dem Wasser nimmt. Um ein Foto zu bekommen, das den ganzen Fisch zeigt. Natürlich geht das auch mit einer Unterwasserkamera innerhalb des Wassers, doch dann verlässt man den üblichen Wirkungskreis des Anglers. Und letztlich geht es in unserem Magazin ums Angeln.

unsere website www.globalangler.net